Der Weg zum eigenen Boot

Kauf – Bau – oder gar eigenes Design?

Die RG65 war von je her als Konstruktionsklasse mit der daraus resultierenden Modellvielfalt angelegt. Dadurch gibt es keine Serienhersteller wie z.B. die Fa. Graupner für die MicroMagic. Der Modellbau steht somit im Vordergund, auch wenn es inzwischen einige Kleinserienhersteller gibt, die RG-Konstruktionen in unterschiedlichen Fertigungsstadien liefern. Die Spanne reicht dabei von gefrästen Spantensätzen aus Holz über vorgefertigte Rumpfschalen aus GfK oder ABS bis hin zu fertig aufgebauten Modellen, für die dann aber auch ein entsprechender Preis zu zahlen ist. Daneben gibt es im Internet eine frei verfügbare Sammlung von Plänen für RGs aus denen man mit etwas handwerklichem Geschick sein eigenes Boot aufbauen kann.

Warum kein eigenes Design?

Die Vermessungsvorschriften der RG65-Klasse lassen bei der Konstruktion von Rumpf und Rigg viele Freiheiten zu. Knickspanter und Rundspanter, schmale Rümpfe und breite Konstruktionen, Holz, GfK und CfK findet man nebeneinander in der Klasse. Im direkten Vergleich lassen sich in den Regatten Vor- und Nachteile austesten. Bedingt durch die geringe Größe ist der Bauaufwand relativ gering, so dass man einfach auch radikale Designs testen kann. Während am Anfang gern Designs anderer Klassen adaptiert wurden, gibt es inzwischen interessante eigenständige Konstruktionen die auch in anderen Klassen übertragen werden könnten. Die RG kann somit durchaus als Entwicklungsplattform für andere Klassen dienen.

Der in FreeShip erstellte Linienriss der NeKst Round (Foto: Andreas Hoffmann /P-Sails)

Dank des modernen Computerzeitalters gibt es genug erschwingliche oder gar kostenfreie CAD-Programme, von denen einige sogar speziell für die Konstruktion von Schiffen und Booten ausgelegt sind. Der bekannteste Vertreter ist sicher das Programm FreeShip, das sich in der Versionsnummer 2.6 zu einem Quasistandard bei den Amateurdesignern entwickelt hat. Offizieller Nachfolger ist das kommerzielle Programm DelftShip, das auch in einer freien Version mit etwas reduziertem Funktionsumfang erhältlich ist. Parallel dazu wurde von einem russischen Entwicklerteam FreeShip weiterentwickelt. Leider sind sowohl DelftShip wie auch die neueren Version von FreeShip weder untereinander noch abwärtskompatibel zur FreeShip-Version 2.6. Eine Aufwärtskompatibilität von der Version 2.6 ist allerdings bisher noch gegeben.

Die Programme erlauben auch in den freien Version eine rudimentäre Krümmungsanalyse der Rumpfoberflächen. Sie berechnen die wesentlichen hydrodynamischen Parameter und lassen so bereits eine gewissen Optimierung der Rumpfform zu.

Mit etwas Übung lassen sich mit allen drei Varianten Rümpfe designen und die zum Bau notwendigen Unterlagen erstellen. Aus FreeShip und aus der kommerziellen Version von DelftShip heraus lassen sich sogar IGS-Dateien erzeugen, mit deren Hilfe sich Urmodelle aus dem Vollen fräsen lassen.

CFX: Simulation der Fluiddynamik

Die freien Programme haben natürlich gewisse Einschränkungen. Spielen Kosten keine Rolle, oder hat man Zugang zu professioneller 3D Software, lassen sich RGs natürlich ebenso aufwändig entwerfen und optimieren wie America’s Cupper.

Die hohe Schule des semiprofessionellen Bootdesigns mit Computerunterstützung wird von Rainer Massow erfolgreich demonstriert. Beruflich als Entwicklungsingenieur in der mechanischen Konstruktion tätig, hat er ausreichend Erfahrung, um hochmoderne Werkzeuge wie die Simulation der Fluiddynamik für die Konstruktion von RGs einsetzen zu können. Die beiden Grafiken demonstrieren eindrucksvoll, welchen Aufwand Rainer in seine Entwürfe steckt.

Darstellung verschiedener Simulationsergebnisse für Rainer Massows Konstruktionen JethRace und JethRox (Foto: Rainer Massow)

Das erste Bild fasst verschiedene Ergebnisse aus dem Optimierungsprozess der beiden Entwürfe JethRace und JethRox zusammen. Anspruchsvolles 3D CAD liefert die Basis für aufwändige Fluiddynamiksimulationen (CFX), mit denen der Widerstand des Rumpfes in verschiedenen Schwimmlagen berechnet wird.

 

 

 

Druckverteilung rund um das Unterwasserschiff einer JethRace (Foto: Rainer Massow)

Das zweite Bild zeigt die Simulation der Druckverteilung im Unterwasserschiff einer JethRace einschließlich Kielflosse, Ruder und Ballastgewicht.

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